Der Streik hat uns voll im Griff.
Ziemlich genervt schrieb ich am 21.Mai ziemlich spät abends noch an unsere Elternvertreterin.
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Hallo Kerstin,
ich möchte jetzt doch noch mal kurz die Gelegenheit nutzen, um eine Lanze für die Eltern zu brechen.
Wir, die Eltern der bestreikten Kitas, haben in nicht selbstverständlicher Art und Weise die ErzieherInnen und auch Verdi unterstützt.
Das Ganze lief sachlich, unentgeltlich und engagiert ab, OBWOHL wir die einzigen sind, die von allen Seiten ziemlich gebeutelt sind.
Die Kitas sind zu, wir müssen unsere Kinder in Eigenregie kurzfristig selber betreuen oder in andere Hände geben. Die Kinder sind ihrem geregelten Ablauf entrissen, vermissen ihre Kita, ihre ErzieherInnen und ihre Freunde.
Die Politik versucht uns einzureden, dass wir doch gar nicht so schlimm dran sind, sondern uns die Streikenden nur ärgern wollen.
Die Streikenden und ihre Gewerkschaften versuchen,uns überall mit einzubinden und fordert uns auf, bei ganz vielen Aktionen mitzumachen, morgens, mittags und am besten noch abends,
ob wir arbeiten oder nicht, ob wir Zeit haben oder nicht, ob wir noch Kraft und Verständnis haben oder nicht.
Ich frage mich, wie lange das noch so weiter gehen soll.
- Was tut die Stadt dafür , ihren Vertrag mit uns zu erfüllen ?
- Wo sind die Notgruppen (das Wort an sich sagt ja schon alles !) ?
- Wo sind die arbeitslosen Erzieher, die FSJ – per, die Praktikanten etc.., die jetzt mal aushelfen können ?
- Wo ist denn der Anker, der mal ein mögliches Streikende mal aufzeigt ?
- Wer denkt mal an die Kinder, die unser wichtigstes Gut sind, und die hier um ihre schönen Erlebnisse und wichtigen Erfahrungen im Umgang mit anderen gebracht werden ?
Ich bin ganz ehrlich, meine Motivation für weitere Aktionen ist momentan nicht mehr voll da.
Weiterhin bin ich dennoch dafür, dass die Forderungen der ErzieherInnen erfüllt werden, aber meine Eindruck ist, dass sich für die Belange der Eltern doch eh keiner interessiert.
Wir sitzen hier zwischen den Stühlen und werden hier hoffentlich nicht noch mehr zum politischen Spielball.
Anfangs hatte ich noch ein schlechtes Gewissen, wenn wir nicht überall mitmachen, aber auch das ist inzwischen verflogen.
Wir haben keine Chance, aber die sollen wir doch gefälligst mal nutzen !
Der Abend am Dienstag hat mir gezeigt, wie blank die Nerven doch liegen.
Jeden Tag sich damit zu beschäftigen, nervt viele nur noch und ich kann es auch inzwischen verstehen.
In der nächsten Woche werde ich an den Aktionen nicht teilnehmen können, berufliche und private Termine lassen es nicht zu.
„Show must go on“ , auch im Streikzeitalter.
Wir möchten gerne unser altes Leben zurück, und zwar das vor dem 8.Mai 2015.
Was in den Medien los ist, zeigen die beiden Artikel ganz gut:
„Der Ball liegt eindeutig bei den Arbeitgebern“, sagte der Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Bernd Schauer. Deswegen werde der unbefristete Streik im Norden auf jeden Fall auch nach Pfingsten fortgesetzt“
Ich wünschen den Eltern viel Kraft und Geduld und den Verhandelnden gute Ideen und rasche Einigung !
VG
Christian Bach